Der erste in Österreich akkreditierte und tätige Botschafter der Republik Mongolei verstarb am 14. März 2024 im Alter von nur 68 Jahren. Sein Ableben bedeutet den Verlust eines Freundes Österreichs und Wegbereiters eines intensiven kulturellen Austauschs zwischen der Mongolei und Österreich, der sehr schmerzlich ist.
Prof. Dr. Luvsandagva ENKHTAIVAN war nach der 2003 erfolgten Gründung der ständigen Botschaft der Mongolei in Österreich – 40 Jahre nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen im Jahr 1963 – von 2004 bis 2008 der erste außerordentliche und bevollmächtigte Botschafter in Wien und zugleich auch Ständiger Vertreter der Mongolei bei den hier ansässigen Organisationen der Vereinten Nationen. Des weiteren ist die ständige Vertretung der Mongolei in Wien neben Österreich auch für mehrere Balkanländer zuständig. Mit diesen Funktionen kam Botschafter ENKHTAIVAN eine zentrale Rolle beim Aufbau und der Stärkung diplomatischer und wirtschaftlicher Beziehungen zwischen der Mongolei, Österreich und weiteren EU-Ländern zu.
Prof. Dr. ENKHTAIVAN, Jahrgang 1955, war in erster Linie Wirtschaftsfachmann. Seinen Doktortitel in Makroökonomie erwarb er in der DDR, die im Rahmen des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe der Comecon-Partner der Mongolei war. Er diente seiner Heimat in zahlreichen bedeutenden Rollen, so als Vizeminister für Finanzen und Wirtschaft, und er brachte sein Wissen um wirtschaftliche Zusammenhänge und die Notwendigkeit der Förderung der Wirtschaft in die mongolischen Regierung ein; ganz besonders aber lag ihm die Entwicklung kultureller und auch individueller Verbindungen zwischen der Mongolei und der Welt am Herzen. Diese Einstellung ermöglichte ihm, substantielle Reformen und Initiativen anzustoßen, die die äußerst kritischen Folgen des damaligen Umbruchs vom Sozialismus zur Marktwirtschaft mildern sollten. In seiner Tätigkeit als Mitglied der Finanzregulierungs-Behörde setzte sich Prof. Dr. ENKHTAIVAN für die Stärkung und Stabilisierung des Finanzsystems der Mongolei ein und trachtete, internationale Standards in der mongolischen Finanzlandschaft zu etablieren.
In seiner aktiven Zeit als Diplomat in Österreich fand anläßlich eines der bedeutendesten Jubiläen des Landes – der 800. Wiederkehr der Gründung des Mongolischen Großreichs 1206 durch Tschinggis Khaan – eine Reihe von Veranstaltungen statt, darunter 2004 die Aufführung der Oper „Don Giovanni“ von W. A. Mozart im Schauspielhaus Ulaanbaatar (mit Künstlern und Ensembles aus Österreich, umrahmt von einer österreichischen Wissenschafts- und Kulturwoche), und hierzulande die Landesausstellung Niederösterreich, welche 2006 der Mongolei gewidmet war, auf der Schallaburg stattfand und von „Mongolischen Tagen“ begleitet wurde.
Als Anerkennung für die Förderung der Beziehungen zwischen Österreich und der Mongolei wurde Prof. Dr. ENKHTAIVAN 2009 das „Große Goldene Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich“ verliehen, womit seine wertvollen Beiträge zur Vertiefung der diplomatischen und freundschaftlichen Beziehungen zwischen Österreich und der Mongolei gewürdigt werden sollten.
Die Österreichisch-Mongolische Gesellschaft OTSCHIR gedenkt seiner als eines großen Freundes der österreichisch-mongolischen Beziehungen, die ihm in ihrer Gesamtheit am Herzen lagen und der in unserem Land das Interesse an der Mongolei nach Kräften zu fördern trachtete, sei es seitens der österreichischen Wirtschaft, der Wissenschaft und nicht zuletzt auch in touristischer Hinsicht. Seine offene Haltung und seine Bemühungen haben maßgeblich zum gegenseitigen Verständnis und Respekt zwischen Österreich und der Mongolei beigetragen.
Der Vorstand der Österreichisch-Mongolischen Gesellschaft OTSCHIR möchte insbesondere seiner Familie ein tiefempfundenes Mitgefühl aussprechen. Wir werden Prof. Dr. Luvsandagva ENKHTAIVAN in ehrender Erinnerung behalten.
Österreichisch-Mongolische Gesellschaft „OTSCHIR„
Der Vorstand
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